Podiumsdiskussion auf der Tiny-Terrasse
Das Wetter hat es gut mit uns gemeint und unsere Veranstaltung war ein voller Erfolg!
Gestartet haben wir mit einer politischen Podiumsdiskussion mit dem Thema "Chancen von Tiny Houses in der Stadt". Hier durften wir die Fraktionsvorsitzende der Grünen München, Anna Hanusch
begrüßen, Bernadette Felsch von der Initiative für ein soziales Bodenrecht und Thorsten Thane, Präsident des Tiny Living Vereins "Einfach gemeinsam Leben e.v.". Zusammen haben die drei mit Felicia vom Tiny DaHome über
Chancen und Herausforderungen von Tiny Living in der Stadt diskutiert. Wobei sich die Gäste größtenteils darüber einig waren: Tiny Houses müssen endlich aus der rechtlichen Grauzone geholt
werden, um diese innovative Kleinwohnform zu ermöglichen. Geplant war eigentlich ein politischer Schlagabtausch mit verschiedenen Vertretern aus Lokalbaukommission, Planungsreferat und
StadträtInnen verschiedener Parteien. Jedoch erhielten wir von den Ämtern und anderen Parteien nur Absagen. Dies ist klar zum einen der Urlaubszeit zu schulden, aber eben auch dem Desinteresse am
Thema bzw. der Unsicherheit der Behörden, sich zu Tiny Houses offiziell zu äußern.
Wem gehört die Stadt? - "Denen, die Geld haben"
Bernadette Felsch redet von Anfang nicht um den heißen Brei herum und betont, dass die vermehrte Spekulation mit der knappen Ressource Boden das Vermögen immer weiter von unten nach oben
verteilt. Wenige haben immer mehr und viele immer weniger. Wer für sein Geld arbeiten muss, ist in Städten mit steigenden Mieten im Nachteil. Es profitieren diejenigen, die ihr Geld für sich
arbeiten lassen können und von den Preissteigerungen am Immobilienmarkt fette Rendite einstreichen. Es ist also nachzuvollziehen, dass die Menschen vermehrt Selbstbestimmung fordern, wenn die
Miete das Gehalt auffrisst. Innovative Kleinwohnformen wie Tiny Houses sind ein Beispiel dafür, sich finanzielle Selbstbestimmung zurückzuholen. Und nebenbei ist der CO2-Fußabdruck um ein
vielfaches geringer!
Nachhaltigkeit: Gewohnheit bremst Innovation
Natürlich passt somit das Thema Tiny Living zum Parteiprogramm der Grünen: geringerer Primärenergie-Bedarf, weniger graue Energie in den Baumaterialien, ökologisches Baumaterial, keine
Bodenversiegelung und ein minimalistischer Lebensstil. Und trotzdem geistert auch bei den Grünen immer wieder das Argument gegen Tiny Houses umher: mit vier Außenwänden auf so kleinem Raum hält
es den Dämmwert doch gar nicht ein und verschwendet Energie! Dem können Anna Hanusch und Thorsten Thane nur widersprechen: was durch Reduktion erreicht wird übersteigt bei Weitem den
Wärmeverlust. Denn beim Tiny House wird suffizient gelebt: weniger (ver)brauchen als immer mehr haben.
Alternative Wohnformen und Ökologische Baustoffe?
Leider mahlen die Mühlen der Verwaltung langsam und Innovationen werden oft ausgebremst, bedauert Bernadette
Felsch. Das ist aber nicht Unwille, sondern es liegt an verfestigten Strukturen und Gewohnheiten und vor allem an fehlenden oder unpassenden Rechtsgrundlagen, dass sich immer noch wenig tut
hinsichtlich alternativen Kleinwohnformen. In Bezug auf ökologisches Bauen sieht sie den Änderungsbedarf vor allem beim Baustoffhandel, Bauherren und Planern, die bisher fast immer auf die
gewohnten herkömmlichen Standard-Baustoffe zurückgreifen, die vergleichsweise viel Graue Energie enthalten.
"Eindeutige Regelungen für Tiny Houses: jetzt!"
Das fordert Thorsten Thane und betont, dass damit allen ein Gefallen getan werde: den Tiny Häuslern, die wissen, an was sie sich halten müssen und den Beamten, die Tiny Houses ohne Mehraufwand
eindeutig genehmigen können. Wichtig bleibt dabei: Tiny Living bedeutet freiwilligen Verzicht ohne sozial Schwache in solch eine Wohnform zu zwingen.
Wie soll es jetzt weitergehen?
- "Wichtig ist jetzt, in Kontakt zu bleiben, zu Netzwerken und Bereitschaft zu zeigen. Die Parteien sind jetzt gefragt, das Thema Tiny Living auf ihre Agenda zu setzen!" (Thorsten Thane)
- "Es braucht eine zentrale Ansprechstelle für Tiny Houses und andere Kleinwohnformen in der Stadt, um hier Genehmigungen endlich zu beschleunigen! Wir sind da dran" (Anna Hanusch)
- "Wo ein politischer Wille, da auch ein Weg! Ich bin da optimistisch!" (Bernadette Felsch)
Wir haben das Gespräch aufgezeichnet. Ihr könnt euch die spannende Diskussionsrunde also als Podcast ganz entspannt anhören. Inklusive Güterzug-Hintergrund-Flair ;-)
Open Air
Die Journalistin Silvia Fleck hat für
NZZ Format (Neue Zürcher Zeitung) boomende Metropolen wie München, London, Medellín oder San Francisco besucht, um die ablaufenden Prozesse zu beleuchten, die hinter den extremen
Preissteigerungen auf dem Immobilienmarkt stehen. Im Januar 2019 war sie für Ihre Recherche auch bei Felicia vom Tiny
DaHome und beim Mieter*innenstammtisch in der Schwanthalerhöhe.
Münchner Protagonist*innen sind u.a. Elisabeth Merk (Stadtbaurätin), Max Heisler (Bündnis bezahlbares Wohnen), Felicia Rief (Tiny PopUp München) und Tilman Schaich (#ausspekuliert).
Münchner Protagonist*innen sind u.a. Elisabeth Merk (Stadtbaurätin), Max Heisler (Bündnis bezahlbares Wohnen), Felicia Rief (Tiny PopUp München) und Tilman Schaich (#ausspekuliert).
Der Film hat noch während des Abspanns
eine heiße Diskussion ausgelöst und klar war: so wie bisher kann es nicht weitergehen. Die Leute drängt es auf die Straße, weil ihnen durch steigende Mieten immer weniger zum Leben übrig bleibt.
Es braucht jetzt dringend Lösungen von der Politik. Tiny Houses sind klar nicht DIE Lösung für den städtischen Wohnungsmarkt, aber ein Puzzleteil der Lösung.
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